Deutsch-Israelisches Berufsbildungssymposium in Emmendingen – Auftakt in den Gewerblichen und Hauswirtschaftlichen Schulen (GHSE)

Kreis Emmendingen – Emmendingen

29. Jun 2015 – 17:08 Uhr

 

Anlässlich der 50-Jahrfeier zur Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen dem Staat Israel und der Bundesrepublik Deutschland veranstaltet das Ministerium für Kultus, Jugend und Sport Baden-Württemberg in Zusammenarbeit mit dem Staat Israel, dem Landkreis Emmendingen und der Landesakademie für Fortbildung und Personalentwicklung Esslingen am 29. und 30. Juni 2015 ein deutsch-israelisches Berufsbildungssymposium in Emmendingen.
Heute Mittag fand in der Sporthalle der Gewerblichen und Hauswirtschaftlich-Sozialpflegerischen Schulen Emmendingen (GHSE) die Auftaktveranstaltung für die zweitägige Arbeitssitzung statt.
Landrat Hanno Hurth begrüßte die Gäste und Delegationsmitglieder für den Landkreis und zeichnete kurz die Umstände auf, die vor fünfzig Jahren die Aufnahme der diplomatischen Beziehungen zwischen den beiden Ländern begleiteten.
Danach begrüßte Hurth die israelischen Gäste, besonders Stef Wertheimer, den 90-jährigen Israeli, der aus Kippenheim stammt und 1936 zusammen mit seiner Familie nach Israel auswanderte.
Hurth zählte die einzelnen Projekte der Zusammenarbeit der GHSE und den israelischen Schulen auf und betonte die freundschaftlichen Beziehungen, die zwischen den Gästen und den Schülern des Landkreises entstanden sind. Er würdigte die Initiatoren der Zusammenarbeit, die die Zusammenarbeit aufrecht erhalten und wünschte dem Symposium einen guten Verlauf.
Kultusminister Andreas Stoch zählte die Gründe auf, weshalb das Symposium gerade in Emmendingen stattfände. „Emmendingen ist nicht nur eine schöne Stadt, sie ist auch eine Stadt mit jüdischer Vergangenheit und Gegenwart.“
Junge Menschen, die trotz der verhängnisvollen Vergangenheit zusammen kämen, um gemeinsam an Projekten zu arbeiten, die zu Freunden würden, seien ein hoffnungsvolles Zeichen für die Zukunft, so Stoch.
Besonders würdigte Stoch den Ehrengast Stef Wertheimer, der in unmittelbarer Nähe in Kippenheim geboren wurde und in der Nazizeit nach Israel auswandern musste. Wertheimer habe sich stets um eine Überwindung der Vergangenheit verdient gemacht und sei dafür unter Anderem von Bundespräsident Joachim Gauck 2012 mit dem großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet worden.
Wie Landrat Hurth lobte Stoch die freundschaftliche Zusammenarbeit zwischen den beiden Landkreisen und nannte dies beispielhaft.
Generalkonsul des Staates Israel Dr. Dan Shaham blickte auf die letzten 50 Jahre der diplomatischen Beziehungen mit Deutschland aus der Sicht Israels zurück. Sei die Annäherung anfangs noch sehr vorsichtig und abwartend gewesen, habe man in den letzten Jahren eine gewinnbringende und vertrauensvolle Zusammenarbeit aufbauen können. Wichtig sei, fern von allen politischen und religiösen Konflikten den Umgang der Menschen untereinander zu fördern. „Das ist die Zukunft“, so Shaham auch im Blick auf die innenpolitischen Konflikte seines Landes.
Ehrengast Stef Wertheimer schilderte kurz die Umstände, die zu der Auswanderung seiner Familie im Jahr 1936 führten. Sein Vater hatte sich dazu entschlossen, nachdem der überzeugte Deutsche, der sein Land im ersten Weltkrieg in Verdun verteidigt und dabei ein Bein verloren hatte, erkannte, welche Gefahr den Juden in Deutschland drohte. „Die sind hier verrückt“, zitierte Wertheimer seinen Vater.
Wertheimer erkannte nach dem Krieg schnell, dass eine Zusammenarbeit mit Deutschland für sein Land wirtschaftlich fruchtbar sein kann. Er bemühte sich um berufsbildende Projekte und schuf Kontakte zur alten Heimat.
Zur aktuellen politischen Lage in Israel sagte Wertheimer: „Frieden wird es nur dann geben, wenn wir uns bemühen, den Nachbarn wirtschaftlichen Erfolg zu ermöglichen.“
Aufgelockert wurde die Auftaktveranstaltung durch Auftritte der GHSE-Schulband „Funky Devilz“ und der Tanzgruppe des Jugendzentrums „Mischpacha“ der jüdischen Gemeinde Emmendingen.
Heute Nachmittag steht noch eine Führung durch die Stadt Emmendingen und eine Führung durch das jüdische Museum an bevor der erste Tag des Symposium mit einem gemeinsamen Abendessen ausklingt.

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Quelle: http://www.regiotrends.de/de/schon-gelesen/index.news.275167.html