Steinfund im Garten?

Aufruf des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V.

Haben Sie Ihren Garten neu gestaltet und dabei Steinplatten mit Schriftzeichen gefunden? 

Dann laden wir Sie herzlich ein, sich bei uns zu melden.

Es handelt sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um Grabsteine, die ursprünglich auf dem Alten Jüdischen Friedhof Emmendingen neben der Markgrafenschule gestanden haben.

Dieser Friedhof wurde im Jahre 1717 angelegt und bis 1899 genutzt. Die Nazionalsozialisten riefen im Zuge des Pogroms am 10. November 1938 Emmendinger Bürger dazu auf, sich Grabsteine vom Friedhof zur baulichen Befestigung zu holen und privat zu verwenden. 

In den vergangenen drei Jahren wandten sich zwei Personen an den Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen, die in ihrem Garten Steine, versteckt unter Erdschichten, ausgruben. Die Finder sind in Emmendingen keine Unbekannten. Der Rektor des Goethe-Gymnasium Emmendingen, Herr Dr. Ulrich Schmidt, und Herr Alt-Oberbürgermeister Ulrich Niemann, baten den Verein um Mithilfe, wie man nun weiter vorgehen sollte. Die Fundorte befinden sind in der Romaneistraße und der Adolf-Sexauer-Straße.

In beiden Fällen wurde vom Verein in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten für die jüdischen Friedhöfe der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden (IRG Baden) ein Rücktransport auf den Alten Jüdischen Friedhof organisiert.

Je nachdem, wie gut die hebräischen Schriftzeichen zu lesen sind, ist es sogar möglich, den Namen des Verstorbenen und den ursprünglichen Grabplatz zu ermitteltn. Dabei kann auf eine Dokumentation aus dem Jahr 1937 zurückgegriffen werden, die der Kantor Josef Bandel anfertigte. Mit Hilfe dieses Plans, der im Generallandesarchiv Karlsruhe einsehbar ist, kann eine Rekonstruktion erfolgen. 

So konnte auch der aufgefundene Stein aus dem Jahr 1802 wieder zurück an seinen ursprünglichen Ort gebracht werden.

Der Vorsitzende der IRG Baden, Herr Rami Suliman, bedankt sich vorweg ausdrücklich bei jeder Person, die sich meldet und hilft, die Grabsteine zurückzuführen. Dies ist in der jüdischen Religion sehr wichtig, denn mit jedem Stein wird des Verstorbenen gedacht. Ein Grab besteht für ewig, deshalb wird ein jüdischer Friedhof auch „Haus der Ewigkeit“ genannt.

Kontakt: Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V.