Aktuelles im Jüdischem Museum Emmendingen

NEUE WECHSELAUSSTELLUNG:

„Weg hier!? – Zeugnisse von Wanderungen von einem Ort zum anderen

02.04. – 31.08.2025

Gedanken der Kuratorin Monika Rachel Raija Miklis M.A.:

„Weg hier!“ Dieser Ausruf soll aufmerksam machen, aufrütteln, vielleicht sogar erschrecken.

Damals wie heute ist er aktuell. Weg von hier, aber wohin? Und warum? Freiwillig oder genötigt?Ein Ausruf, den jeder von uns sicher schon gehört oder selber gesprochen hat, als Kind beim Spiel, als Jugendlicher auf dem Schulhof, als Erwachsener mit Fernweh…

Diesen Ausruf vernahmen die Juden und Jüdinnen als Befehl durch die Jahrtausende, auch hier in Emmendingen im 20. Jahrhundert. Unerwünschtes Leben, das weggeschafft werden sollte, ob nach Dachau, Gurs oder Auschwitz..
Diesen Ausruf sprachen Juden selbst, ob in Moskau, Kiew oder Chisinau, als sie der Einladung der Bundesregierung folgten und Anfang der 90er Jahre nach Deutschland als sogenannte Kontingentflüchlinge einwanderten. Jüdisches Leben sollte nach der Schoa wieder gestärkt werden.

Eine Aktualität von Flucht und Vertreibung, von Wanderungen von einem Ort zum anderen, Bewegungen, freiwillig oder unfreiwillig, mit Koffer in der Hand oder gepackten Umzugskisten.
Es ist auch eine Frage, die sich Juden heute wieder stellen müssen, ob in Deutschland, in der Ukraine oder in Israel – Feindlichkeit ausgesetzt, Unsicherheit spürend: Bin ich hier noch sicher? An dem Ort, an dem ich lebe?

Diese Gedanken nehmen in der Ausstellung Form an: Exponate zum Pessach-Fest, dem Auszug der Israeliten aus Ägypten Richtung Kanaan, das dieses Jahr Mitte April gefeiert wird. Ungesäuerte Brote, Mazzot, erinnern an den eilfertigen Aufbruch aus der Sklaverei in die Freiheit. Die an den ersten beiden Abenden gelesene Haggada erzählt vom Auszug aus Ägypten durch gttliche Hand. Jüdische Kinderbücher zum Stöbern und Lesen laden ein, die Pessach Geschichte kennenzulernen.

Gegenstände von ehemaligen Emmendingen Jüdinnen und Juden führen durch Jahrzehnte von Flucht und Vertreibung:
Fotoalbum und Reisepass der 1938 in die USA ausgewanderten Marion Reet, geb. Baer, 1921, Taschentuchetui der Mutter und hebräische Bibel zur Erinnerung an die Israelitische Heimatgemeinde Emmendingen – Abschiedsgeschenke an Margot Heymann, geb. Weil, 1927, für den Kindertransport in die Schweiz im Jahre 1939 sowie Bescheinigungen der Bezirkssparkasse Emmendingen aus dem Jahre 1939 für den aus Dachau entlassenden Hugo Weil, geb. 1877, für die Auswanderung in die Schweiz. Seine Vorfahren waren die Mitbegründer der Israelitischen Gemeinde Emmendingen im Jahre 1716.

Mit der Wiedergründung der Jüdischen Gemeinde Emmendingen vor genau 30 Jahren wird ein neues Kapitel aufgeschlagen: die Einwanderung von Juden und Jüdinnen aus der ehemaligen Sowjetunion nach Deutschland. Hebräische Gebete in russischer Übersetzung zur Wohnungssuche neben Moldover Matroschka Püppchen erinnern an die erste Zeit in Emmendingen, die in dem Dokumentarfilm von Torsten Wenk „Ausgerechnet Deutschland – Jüdische Immigration nach Emmendingen“ (2004) festgehalten sind. Interviews mit Mitgliedern und Vorständen der Jüdischen Gemeinde heute können auf der Medienstation angesehen und angehört werden. Nun betreut die Gemeinde sogar selbst jüdische Flüchtlinge aus Kriegsgebieten.

Der hebräische Popsong (2018) des israelischen Sängers Akiva „Lech Lecha“- „Geh für dich“ auf der Audiostation bezieht sich auf die Wanderung des Vorvaters Avraham aus seinem Geburtsort und dem Haus seines Vaters in das verheißene Land. Letztlich wird sie von ihm zu einer Wanderung zu sich selbst umgedeutet.

Fotos und Text: Monika Rachel Raija Miklis


Hawdala- Zeremonie nach Schabbat Ende:

Gekürzte Zeremonie bei Familie Rabin in Jerusalem 2024/5784
Rabbiner der Jüdischen Gemeinde Emmendingen, Yaakov Yosef Yudkowsky, Purim 2024/5784 

Virtuelles Gedenkbuch

Wir vom Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V. sind mit unserem virtuellen Gedenkbuch in neuer Version online gegangen!

Dokumentarfilm über die Gedenkstättenarbeit

Dokumentarfilm öffnen (Link führt zu YouTube)

Dokumentarfilm über die Gedenkstättenarbeit in Baden-Württemberg mit unserer Gedenkstätte „Jüdisches Museum Emmendingen“ ab Minute 12:25.

In diesem Film laden vier Beispiele exemplarisch für über 70 Orte zum Besuch ein: die KZ-Gedenkstätte Neckarelz, die Gedenkstätte Grafeneck, das Dokumentationszentrum Oberer Kuhberg Ulm sowie das Jüdische Museum Emmendingen. Erstellt wurde die zwanzigminütige Dokumentation von Sibylle Tiedemann, Regisseurin und Produzentin aus Neu-Ulm/Berlin, die von der Landesarbeitsgemeinschaft der Gedenkstätten und Gedenkstätteninitiativen in Baden-Württemberg (LAGG) und der Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg mit dem Projekt betraut wurde.

Jüdische Kinder im Lager Gurs

Wir möchten außerdem aufmerksam machen auf:

20 Jahre Jüdisches Museum Emmendingen – Eröffnung der Dauerausstellung „Quelle lebendigen Wassers“ – auf YouTube ansehen


Über das Museum:

Am 13. April 1997 wird das Jüdische Museum Emmendingen eröffnet. Im Keller des kleinen Fachwerkgebäudes in unmittelbarer Nähe der zerstörten Synagoge ist die restaurierte, denkmalgeschützte Mikwe aus der Mitte des 19. Jahrhunderts zu besichtigen. Im Erdgeschoss befindet sich eine Ausstellung zur Geschichte der Israelitischen Gemeinde Emmendingen 1716 – 1940. Das Schicksal der Emmendinger Juden während der Nazi-Diktatur wird anschaulich dokumentiert.

Ferner zeigt das Museum Exponate zum jüdischen Kultus- und Alltagsleben. Die jüdischen Feste im Jahreslauf werden ausführlich erläutert. Im Obergeschoss steht den Besuchern ein Lese- und Seminarraum mit Literatur und Videos zum Judentum und zur jüdischen Geschichte zur Verfügung.

Träger des Museums ist der Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V.

Das Jüdische Museum Emmendingen versteht sich als Ort des Erinnerns, Gedenkens, Lernens und der Begegnung mit jüdischem Leben in der heutigen Zeit.