Neue Wechselausstellung zu jüdischen Festen

Von Pessach bis Schawuot – vom jüdischen Pessach-Fest bis zum Fest der Tora-Gebung

Die neue Wechselausstellung im Jüdischen Museum widmet sich den jüdischen Festen Pessach und Schawuot, die durch die dazwischen liegende siebenwöchige Omer-Zeit miteinander verbunden sind.

An Pessach erinnern sich Juden weltweit an den Auszug aus der Knechtschaft in Ägypten, der mit Gttes wunderbarer Hilfe stattgefunden hat. Jedes Jahr bestimmen ungesäuerte Brote, genannt Mazzen, in allen Variationen die Speisekarte. Die ersten beiden Abende werden nach einer bestimmten Ordnung gestaltet (hebr. Seder). Die Familien, Freunde oder Gemeinden sitzen stundenlang bis tief in die Nacht am Tisch bei rituellen Speisen und lesen gemeinsam die Haggada von vorne bis hinten durch. Die Haggada (hebr. für „Erzählung“) erzählt die Geschichte des Auszugs aus Ägypten mit Gebeten, rabbinischen Auslegungen und Liedern und bestimmt den Ablauf des Sederabends. 

Neben verschiedenen Haggadot Emmendinger Juden sind weitere Objekte zum Pessach-Fest wie Mazzenplatte und – decke zu sehen.

Vom zweiten Tag Pessach zählt man die Tage und Wochen bis zum Fest der Tora-Gebung, das deshalb auch das „Wochenfest“ genannt wird. Während das Pessach-Fest an die physische Befreiung aus der Sklaverei in Ägypten erinnert, steht an Schawuot mit der g´ttlichen Gabe der Tora an das jüdische Volk der spirituelle Aspekt im Vordergrund. Beides ist nach jüdischem Verständnis eng miteinander verbunden.

Zum ersten Mal wird ein Torawickelband ausgestellt, das dem Jüdischen Museum mit weiteren Bändern aus einer ehemaligen Synagoge in Bad Mingolsheim von privater Hand geschenkt wurde. Das neue Exponat soll beim Internationalen Museumstag am Sonntag den 21. Mai 2023 zusammen mit anderen Mappot besonders präsentiert werden.

Die Ausstellung ist bis zum 31. August 2023 zu sehen.

Text zum Foto: Torawickelband (Mappa), 1826, Detail, Jüdisches Museum Emmendingen
Foto: Monika Rachel Raija Miklis

Steinfund im Garten?

Aufruf des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V.

Haben Sie Ihren Garten neu gestaltet und dabei Steinplatten mit Schriftzeichen gefunden? 

Dann laden wir Sie herzlich ein, sich bei uns zu melden.

Es handelt sich dabei mit großer Wahrscheinlichkeit um Grabsteine, die ursprünglich auf dem Alten Jüdischen Friedhof Emmendingen neben der Markgrafenschule gestanden haben.

Dieser Friedhof wurde im Jahre 1717 angelegt und bis 1899 genutzt. Die Nazionalsozialisten riefen im Zuge des Pogroms am 10. November 1938 Emmendinger Bürger dazu auf, sich Grabsteine vom Friedhof zur baulichen Befestigung zu holen und privat zu verwenden. 

In den vergangenen drei Jahren wandten sich zwei Personen an den Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen, die in ihrem Garten Steine, versteckt unter Erdschichten, ausgruben. Die Finder sind in Emmendingen keine Unbekannten. Der Rektor des Goethe-Gymnasium Emmendingen, Herr Dr. Ulrich Schmidt, und Herr Alt-Oberbürgermeister Ulrich Niemann, baten den Verein um Mithilfe, wie man nun weiter vorgehen sollte. Die Fundorte befinden sind in der Romaneistraße und der Adolf-Sexauer-Straße.

In beiden Fällen wurde vom Verein in Zusammenarbeit mit dem Beauftragten für die jüdischen Friedhöfe der Israelitischen Religionsgemeinschaft Baden (IRG Baden) ein Rücktransport auf den Alten Jüdischen Friedhof organisiert.

Je nachdem, wie gut die hebräischen Schriftzeichen zu lesen sind, ist es sogar möglich, den Namen des Verstorbenen und den ursprünglichen Grabplatz zu ermitteltn. Dabei kann auf eine Dokumentation aus dem Jahr 1937 zurückgegriffen werden, die der Kantor Josef Bandel anfertigte. Mit Hilfe dieses Plans, der im Generallandesarchiv Karlsruhe einsehbar ist, kann eine Rekonstruktion erfolgen. 

So konnte auch der aufgefundene Stein aus dem Jahr 1802 wieder zurück an seinen ursprünglichen Ort gebracht werden.

Der Vorsitzende der IRG Baden, Herr Rami Suliman, bedankt sich vorweg ausdrücklich bei jeder Person, die sich meldet und hilft, die Grabsteine zurückzuführen. Dies ist in der jüdischen Religion sehr wichtig, denn mit jedem Stein wird des Verstorbenen gedacht. Ein Grab besteht für ewig, deshalb wird ein jüdischer Friedhof auch „Haus der Ewigkeit“ genannt.

Kontakt: Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V.

Autorinnenlesung im Alten Rathaus, Bettina Storcks liest am 25. April 2023 um 19.00 Uhr

Porträtfoto: © Alexandra Stehle

Der Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V. lädt herzlich zu einer Autorinnenlesung ein:

Bettina Storcks liest aus ihrem Roman „Die Kinder von Beauvallon“

Erscheinungstermin: 12. April 2023

Ganz frisch aus der Presse werden die Seiten des neuen Buches riechen, wenn man die Nase zwischen die Blätter steckt und mit geschlossenen Augen genüsslich die Druckerschwärze einatmet… Ein Geruch, den kein E-Book wiedergeben kann. 

Zugleich bietet sich die Möglichkeit, der Autorin und ihren eigenen Worten selbst zu lauschen.

Sie erzählt von den Kindern von Beauvallon, nach wahren Begebenheiten und akribisch recherchiert.

Ein ganzes Dorf ist im Widerstand, jeder Einzelne hilft, Leben zu retten. Ergreifende Schicksale, enormer Mut, wehrhafte Verbundenheit, ein starker Glaube an die Menschlichkeit und der Sieg über die Grausamkeit tragen die Geschichte.

Dieulefit, 1965: Die Radiomoderatorin Agnes reist in einen kleinen französischen Ort, wo im Zweiten Weltkrieg mehr als tausend Flüchtlinge Schutz fanden. Darunter viele jüdische Kinder, die in der Schule Beauvallon von den mutigen Dorfbewohnern versteckt wurden. Agnes’ Recherche wird zu einer aufwühlenden Reise in die Vergangenheit, die sie mit der Macht des Schweigens konfrontiert. 

„Die wichtigste Waffe der Bewohner*innen von Dieulefit bestand in ihrem Schweigen, im Ausbleiben jeglicher Denunziation. Das ist das eigentliche Wunder von Dieulefit. Die überwiegend protestantisch ausgerichtete Gemeinde sah sich aufgrund ihrer historischen Erfahrung von Verfolgung jenen Flüchtlingen verpflichtet. 1965 muss die engagierte Radioreporterin Agnes noch gegen Vorurteile kämpfen.“

Bettina Storks

Dienstag, 25. April 2023 um 19.00 Uhr

Emmendingen, Altes Rathaus, Marktplatz 1, Bürgersaal – barrierefrei

Eintritt frei, Spenden erbeten

Buchverkauf vor Ort

Mit freundlicher Unterstützung durch den Fachbereich Kultur der Stadt Emmendingen und des Diana Verlags München

Porträtfoto: © Alexandra Stehle 

Die Autorin Bettina Storks, geboren bei Stuttgart, ist promovierte Literatur wissenschaftlerin und Autorin. Sie war viele Jahre als Redakteurin tätig, bevor sie ihr erstes Buch veröffentlichte. Die Leidenschaft für Familiengeheimnisse und die Faszination für die deutsch französische Geschichte vereint Bettina Storks immer wieder in ihren vielschichtigen Romanen. Die Autorin lebt und arbeitet am  Bodensee. 

Corinna Schindler * Pressebüro * Franziskanerstr. 18 * 81669 München Tel.: 089 4488040 * Mobil: 0172 8189968 * das-freelance-team@t-online.d

Neue Wechselausstellung im Jüdischen Museum Emmendingen ab Mittwoch, den 15. Februar 2023

Der Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V., Träger des Jüdischen Museums Emmendingen, feiert dieses Jahr sein 35 jähriges Bestehen.

In der Fastnachtswoche eröffnet die Wechselausstellung zum jüdischen Purim-Fest. 

Wer genau hinsieht, der kann auch hier Masken, Ratschen und Kostume entdecken. Sie haben jedoch eine ganz andere Bewandtnis.

Das Purim-Fest erhält seinen Namen von dem Wort „Pur“, für „Los“. Der böse Haman hat für die Vernichtung des jüdischen Volkes das Los geworfen. 

Das Fest erinnert an die Rettung der Juden im damaligen persischen Reich vor ca. 2500 Jahren durch die Jüdin Ester und ihren Onkel Mordechai. Mit G’ttes Hilfe, scharfem Verstand und weiblicher Intuition gelang es dieser Frau, ihren Mann, den mächtigen Perserkönig Achaschwerosch, von der Vernichtung ihres Volkes abzubringen. Durch ein Wunder kehrte sich das Schicksal um und der Initiator des Pogroms, der hinterhältige Haman, wurde letztlich selbst gerichtet. Das Böse kehrte sich zum Guten und allen Juden wurde Freude und Wonne zuteil. So steht es in der biblischen Ester-Geschichte. 

In der jüdischen Tradition wird die Ester-Geschichte aus einer in hebräischer Sprache geschrieben Rolle im Abend- und Morgeng’ttesdienst vorgelesen. Dieses zusammengerollte Pergament liegt oft versteckt in einer meist kunstvoll verzierten Hülle (hebr. Megilla). Genauso versteckt ist G’tt, dessen Name nicht ein einziges Mal in der Rolle erwähnt wird und doch ist ER die ganze Zeit mit dabei. G`tt lenkt wie hinter einer Maske das Geschehen und rettet auf wundervolle Weise die Juden vor ihrer Vernichtung. Somit erklärt sich der Brauch, sich am Purim-Fest zu kostümieren.

„Mischenichnas Adar marbim beSimcha“ – dieser hebräische Vers passt wunderbar in die nächste Woche: „Wenn der jüdische Monat Adar eintritt, vermehren wir die Freude.“ Am Mittwoch, den 22. Februar, beginnt ein neuer, jüdischer Monat namens „Adar“. In diesem jüdischen Jahr 5783 nach der Zeitrechnung wird nach jüdischer Tradition 14 Tage später das Purim-Fest gefeiert. Dies entspricht dem 6. und 7. März 2023. 

Die Ausstellung zeigt neben lustigen Verkleidungsutensilien für Purim anschaulich handgeschriebene und gedruckte sowei verzierte Typen von Ester-Rollen.

Die Wechselausstellung kann bis zum 22. März 2003 besichtigt werden.

Das Museum ist am Mittwoch und Sonntag von 14.00 bis 17.00 Uhr geöffnet.

Weitere Informationen unter www.juedisches-museum-emmendingen.de

Foto: Monika Rachel Raija Miklis, Flyergestaltung: lautschrift

Gedenken an die Schoa

78 Jahre nach der Befreiung des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz am 27. Januar 1945

Sonntag, 29. Januar 2023, 17:00 Uhr,
Emmendingen, Simon-Veit-Haus,
Kirchstraße 11, Teschemacher- Saal

Einladung (PDF)

Am 27. Januar 1945 befreiten Soldaten der Roten Armee etwa 7000 völlig entkräftete Häftlinge des Konzentrations- und Vernichtungslagers Auschwitz.

Der Jahrestag der Befreiung des Lagerkomplexes Auschwitz ist seit 1996 in Deutschland und seit 2005 der international begangene Tag des Gedenkens an die Opfer des Nationalsozialismus.

Zwischen 1,1 und 1,5 Millionen zumeist jüdische Menschen wurden allein an diesem Ort des Grauens im Rahmen des nationalsozialistischen Völkermordes ermordet. Die genaue Zahl ist nicht bekannt. Der Lagerkomplex Auschwitz verkörpert heute den Inbegriff des industriellen Massenmordes und der unfassbaren Menschheitsverbrechen der nationalsozialistischen Diktatur.

Nach einigen einführenden Worten des Historikers Markus Wolter zur Geschichte der Befreiung des Lagerkomplexes von Auschwitz lesen Mitglieder des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen Texte und Gedichte von Überlebenden der Schoa. Wir wollen diesen Erinnerungen Raum geben und gemeinsam mit unseren Besuchern aller Opfer gedenken. Die Gedenkstunde endet mit der Lesung der Namen aller Emmendinger Jüdinnen und Juden, die aufgrund der furchtbaren Bedingungen in den Lagern umkamen oder dort ermordet wurden.

Eintritt frei – Spenden erbeten

ROLF WEINSTOCK (1920-1952) ein Holocaust Überlebender aus Emmendingen

EIN VORTRAG VON
Markus Wolter, M.A.
freier Historiker

DIENSTAG, 8. NOVEMBER, 19.30 UHR
Pfarrsaal
St. Bonifatius
Markgraf-Jacob-Allee 2
79312 Emmendingen

Vor siebzig Jahren starb der Emmendinger Jude Rolf Weinstock, 32-jährig, an den Spätfolgen seiner KZ-Haft, die er zwischen 1938 und 1945 in den Lagern Dachau, Gurs, Drancy, Auschwitz und Buchenwald erlitten hatte. Als einziger seiner Familie überlebte er die rassenideologischen Verfolgungs-, Vertreibungs- und Vernichtungsmaßnahmen der Nationalsozialisten und war auch der einzige Überlebende eines Vernichtungslagers und des Todesmarsches nach Buchenwald, der 1945 noch einmal in seine Heimatstadt zurückkehrte. In den wenigen Lebensjahren, die ihm dort noch blieben, begründete der junge Familienvater die örtliche Erinnerungskultur gleichsam im Alleingang. Mit seinem Buch „Das wahre Gesicht Hitler-Deutschlands“, das 1948 veröffentlicht wurde, schrieb Rolf Weinstock einen der ersten Erinnerungsberichte über den Holocaust. Er wurde Leiter der Betreuungsstelle für die Opfer des Nationalsozialismus und war Gründungsvorsitzender des Kreisverbands der Vereinigung der Verfolgten des Naziregimes (VVN).

Bei der Übergabe des von ihm initiierten VVN-Mahnmals „Den Opfern des Nazismus 1933–1945“ am Bergfriedhof Emmendingen hielt Rolf Weinstock 1948 die Einweihungsrede. Als Beauftragter des Auschwitz-Komitees setzte er sich für die Restitution von NS-Verfolgten ein und arbeitete im Finanzamt Freiburg als Angestellter in der Abteilung Wiedergutmachung. Gedankt haben es ihm die wenigen überlebenden Opfer. In Freiburg und Emmendingen blieb Rolf Weinstock dagegen verfemt, wurde diffamiert und erhielt menschenverachtende, antisemitische Drohbriefe 

Der Vortrag rekonstruiert den Lebensweg eines Holocaust-Überlebenden aus Emmendingen, an den zu gedenken die Stadt und ihre Erinnerungskultur in der Verantwortung bleibt.

Das Buch von Rolf Weinstock wird nach der Veranstaltung zum Kauf angeboten.

Eintritt frei
Spende erbeten

Einladung (PDF – 800 kB)

Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Deportation der Emmendinger Jüdinnen und Juden nach Gurs

Der Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V. hat eine 

Gedenkveranstaltung zum Jahrestag der Deportation der Emmendinger Jüdinnen und Juden nach Gurs am 22. Oktober 1940 

in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Emmendingen konzipiert. 

Die Gedenkveranstaltung endet mit der Lesung aller Namen der nach Gurs deportierten Emmendinger Jüdinnen und Juden.

Datum: Sonntag, 23. Oktober 2022

Zeit: 11.45 Uhr

Ort: Teschemacher-Saal, Simon-Veit-Haus, Kirchstrasse 11, 79312 Emmendingen

Der Eintritt ist frei. Spenden erbeten.


Einladung Gedenken Jahrestag Deportation Gurs 2022 (PDF – 1 MB)

Eröffnung der neuen Wechselausstellung zum Thema „Erneuerung –  die Hohen Feiertage“ am Sonntag, den 4. September 2022

Das Thema der Ausstellung orientiert sich am Motto des „Europäischen Tags der jüdischen Kultur“, das den Namen „Erneuerung“ trägt.

Eröffnung am Tag der offenen Tür von 11.00 Uhr - 17.00 Uhr

Dauer der Ausstellung: Sonntag, 4. September 2022 bis Sonntag, 4. Dezember 2022

Die Hohen Feiertage beginnen mit dem jüdischen Neujahrsfest „Rosch Haschana“. Eingeleitet werden sie bereits vom letzten Monat des jüdischen Jahres, Elul, der ganz im Zeichen von Besinnung und Reflexion steht. An ihm wird jeden Werktag das Schofar geblasen, das Horn eines Widders oder Steinbocks. Der archaisch anmutende Klang ertönt an den beiden Neujahrstagen über 100 Mal in der Synagoge und soll nach religiöser Bestimmung von allen Anwesenden gehört werden. Der Ton geht durch Mark und Bein und rüttelt den Betenden auf, seine Taten gegenüber seinen Mitmenschen und gegenüber dem Ewigen Revue passieren zu lassen. Mithilfe einer Audiostation wird der Klang des Schofars hörbar gemacht.

Das jüdische neue Jahr beginnt am 1. Tischrei 5783, nach dem gregorianischen Kalender am Sonntagabend, den 25. September 2022. An ihm richtet G`tt die Menschen, Juden wie Nichtjuden. An ihm entscheidet sich, wer in das Buch des Lebens eingeschrieben und wem es im kommenden Jahr gut gehen wird. Die Ernsthaftigkeit wird durch das Essen von in Honig getauchten Äpfeln und runden Broten als Symbol für den Jahreskreislauf versüßt.

Eine ernste Zeit der Busse und Rückkehr zum guten Lebenswandel wird eingeleitet, die ihren Höhepunkt im höchsten jüdischen Feiertag, Jom Kippur, dem Tag der Versöhnung und Vergebung, findet.

Dieser Tag wird mit viel Beten und Fasten begangen. Arbeiten und Sex sind verboten. Die Synagogen sind voll mit in weiß gekleideten Menschen, die ihre Lederschuhe zu Hause lassen, aus Respekt vor dem Leben der Tiere. Am Ende des Tages, am 5. Oktober 2022, geht man erleichtert und erneuert nach Hause und bereitet sich mit Freuden auf das kommende Laubhüttenfest vor.

Foto: M.R.R. Miklis

Europäischer Tag der jüdischen Kultur am 4. September 2022 im Jüdischen Museum Emmendingen

Wir freuen uns darauf, Ihnen das Programm für den Europäischen Tag der Jüdischen Kultur in Emmendingen vorstellen zu können.

Plakat Download (PDF)

Das Programm wird von uns, dem Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen, in Kooperation mit der Jüdischen Gemeinde Emmendingen organisiert und vom Fachbereich Kultur der Stadt Emmendingen unterstützt. Aktive von Verein und Gemeinde stellen Ihnen gerne das Programm persönlich vor.

Neue Medienstation im Jüdischen Museum Emmendingen – Entwicklung digitaler Formate zur Wissens- und Informationsvermittlung

Der Verein für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V. hat im Jahr 2021 eine Medienstation „Jüdisches Leben in Emmendingen“ für die Dauerausstellung im Erdgeschoss des Jüdischen Museums gestaltet.

Seit März 2022 steht sie den Besucher:innen des Museums zu den regulären und besonderen Öffnungszeiten für ihre persönlichen Recherchen zur Verfügung. Sie unterstützt die Vermittlungsarbeit des Trägervereins durch ein digitales Format. Im Rahmen der gedenkstättenpädagogischen Vermittlungsarbeit können junge Menschen bei Führungen oder im Rahmen selbstständiger Recherchen das digitale Angebot der Medienstation nutzen. Sie können eigene Zugänge zur jüdischen Geschichte der Stadt Emmendingen und zur Erinnerungsarbeit finden und gestalten.

Die Medienstation gliedert sich in die drei Hauptbereiche „Erinnerung“, „Neubeginn“ und „Vermittlung“. Im Hauptmenüpunkt „Erinnerung“ finden sich die Unterrubriken „Menschen“, „Gemeindeleben“, „Politik und Gesellschaft“, „Kultur und Freizeit“, „Ökonomie“, „Zerstörung der Gemeinde“ und „Zeichen der Erinnerung“. Unter der Unterrubrik „Menschen“ können sich die Nutzer:innen mit den Lebensgeschichten Emmendinger Jüdinnen und Juden vertraut machen.

Dort findet sich ein Gedenkbuch mit biografischen Einzeleinträgen zu 533 jüdischen Personen. Ausgewählt wurden Menschen, die zu Beginn der NS-Diktatur noch in Emmendingen gelebt haben oder die in Emmendingen geboren wurden und die NS-Zeit erlebt haben. Die Nutzer:innen erhalten umfangreiche Informationen über das Verfolgungsschicksal der porträtierten Menschen: Flucht, Vertreibung, Emigration, Deportation, Überleben, Ermordung in (Vernichtungs-)Lagern. Zahlreiche Dokumente und Fotos erläutern ihre Schicksale. Nachfahren jüdischer Familien aus Emmendingen haben die intensive und aufwändige Internetrecherche unterstützt und wertvolles Material aus privaten Archiven zur Verfügung gestellt.

Alle weiteren Unterrubriken im Hauptmenüpunkt „Erinnerung“ vermitteln unter dem jeweiligen Aspekt Wissen über die lokale jüdische Geschichte, stellen aber auch notwendiges Hintergrundwissen zur deutschen Geschichte in Kurzform zur Verfügung. Die Nutzer:innen erhalten vielfältige Informationen über die reiche und spannende, aber auch erschütternde jüdische Geschichte der Stadt Emmendingen von 1716 bis 1940. Der Umgang mit der Geschichte der Shoah/des Holocaust nach 1945 und die Auseinandersetzung mit der lokalen NS-Geschichte sowie die Entwicklung einer Erinnerungskultur vor Ort runden den Hauptmenüpunkt „Erinnerung“ ab.

Der Hauptmenüpunkt „Neubeginn“ richtet den Fokus auf die 1995 wiedergegründete Jüdische Gemeinde Emmendingen. Die Medienstation gewährt Einblicke in das heutige jüdische Leben. Mitglieder der Gemeinde stellen sich in kurzen Videos vor und schildern ihren persönlichen Werdegang. Sie spiegeln die spannende Vielfalt der Menschen in der gegenwärtigen Gemeinde wider. Texte und Fotos informieren über die heutigen Gemeindeeinrichtungen, die Aufgaben und Aktivitäten der Gemeinde.

Der Hauptmenüpunkt „Vermittlung“ informiert über die Erinnerungs-, Gedenk- und Vermittlungsarbeit des Trägervereins. Das Jüdische Museum Emmendingen als lebendiger Erinnerungs-, Gedenk- und Lernort jüdischer Geschichte und Kultur lädt zur Begegnung und zum Kontakt mit dem Facettenreichtum jüdischen Lebens ein, nicht nur im Museum selbst, sondern auch bei den vielen Kulturveranstaltungen in Zusammenarbeit mit der Jüdischen Gemeinde und der Stadt Emmendingen.

Den Gestalter:innen der Medienstation war es ein großes Anliegen, eine Brücke zwischen der historischen Israelitischen Gemeinde und der heutigen Jüdischen Gemeinde zu schaffen.

Die Medienstation enthält die unterschiedlichsten Medientypen wie Texte, Fotos, Dokumente, Tagebucheinträge, Radiofeatures, Filmsequenzen und Videos. Die Präsentation erfolgt über einen Touchscreen-Monitor. Er ist passgenau in einen historischen Koffer aus den 1940er-Jahren eingearbeitet. Ein „Hingucker“ und eine flexible Lösung, mit der einer anstehenden Neukonzeption der Dauerausstellung im Jüdischen Museum nicht vorgegriffen wird. Der Koffer symbolisiert außerdem viele Aspekte jüdischen Lebens: Zuwanderung, Abwanderung und Auswanderung, Flucht, Vertreibung und Deportation.

Die Medienstation ist datenbankgestützt und so konzipiert, dass neue Inhalte und aktuelle Forschungs-Ergebnisse fortlaufend eingearbeitet werden können.

Das weitgehend ehrenamtlich tätige Projektteam bestand aus Dorothea Scherle Dipl.-Theol., Monika R.R. Miklis M.A. und Carola Grasse Dipl.- Päd. Projektpartner und Gestalter der Medienstation war Steffen Krauth Dipl. Des. von der Firma lautschrift – atelier für visuelle kommunikation & design. Die ehrenamtlich tätigen Projektmitarbeiter:innen des Jüdischen Museums Dorothea Scherle und Carola Grasse haben 2.000 Stunden ehrenamtliche Arbeit für die Medienstation geleistet. Monika R.R. Miklis hat als wissenschaftliche Mitarbeiterin und Kuratorin des Museums im Rahmen ihrer Beschäftigung am Projekt mitgewirkt.

Die Kosten für die Medienstation beliefen sich insgesamt auf etwa 15.000 €. Das Projekt wurde durch die Stadt Emmendingen, die Landeszentrale für politische Bildung Baden-Württemberg, Nachfahren jüdischer Familien aus Emmendingen und die Jüdische Gemeinde Emmendingen K.d.ö.R. finanziell gefördert.  

Text: Carola Grasse, Vorsitzende des Vereins für jüdische Geschichte und Kultur Emmendingen e.V.

Foto: v.l.n.r. Steffen Krauth (von links), Natascha Thoma-Widmann, Carola Grasse, Dorothea Scherle, Jutta Geike und Oberbürgermeister Stefan Schlatterer sind stolz auf das Gemeinschaftsprojekt „Medienstation“ im Jüdischen Museum